20. November 2013

DSA5 – Magie und Götterwirken angleichen?

Von Micha

dsa5logoStellen Sie Sich mal vor, Sie spielen Mensch-Ärgere-Dich und plötzlich meint einer der Spieler, es würde sich „ingame“ besser anfühlen, wenn die roten Pöppel immer mit zwei Würfeln würfeln dürfen. Sie würden mit dem Kopf schütteln, oder? Sie würden es nicht verstehen. Regel ist Regel! Oder etwa nicht? Wie kann sich etwas, was als SPIELregel dazu dient, Regelmechanismen für alle Spieler gleichermaßen gültig zu stellen, für jemanden plötzlich „falsch“ oder „nicht richtig“ anfühlen, während alle anderen kein Problem damit haben? Ich gehe noch einen Schritt weiter, denn es geht ja hier um DSA5, das 2014-neuer-besser-toller-DSA…

Ganz ehrlich? Ich wollte schon die Flinte ins Korn werfen und DSA nach 25 Jahren Treue endgültig in die Tonne treten. Da kam der Blogeintrag der Beilunker Reiter [ Link ] zur rechten Zeit. Hier wird unter anderem davon gesprochen, dass das eh schon nervig komplizierte Magiesystem und das noch nerviger verkomplizierte Liturgiesystem aneinander angeglichen werden sollen. Und zwar magieregellastig. Gut so! Denn nur so kann’s gehen, den meisten Spielern, mit denen ich gesprochen oder gemailt habe, wieder eine Grundlage zu bieten, einen Magier oder Geweihten spielen zu wollen. [Stimme aus dem Off: Ach was ?? ] …

Jaja, auch wenn sich eine Handvoll (2W20?) Spieler/Fans/Regelfüchse in verschiedenen Foren (aber doch eindeutig erkennbar) als selbsternannte DSA-Regel-und-Sittenwächter darstellt, liegt die Wahrheit – wie schon Mulder wusste – irgendwo da draußen. Und „da draußen“ haben gefühltermaßen mehr Leute diese unsäglichen Magie- und unsäglicheren Liturgieregeln längst in die Tonne getreten. Magisch Begabte werden kaum noch, Geweihte überhaupt nicht gespielt. Weil die Regeln einfach zu kompliziert und nicht gleich sind! Was ist daran so schwierig zu verstehen, dass man auf der einen Seite die gleichen Regelmechanismen und auf der anderen Seite ein völlig anderes Spielgefühl haben kann?

Vier Beispiele:
OUTGAME – Die Regeln…
a) Alrik der Dieb will eine Mauer hoch klettern, 3W20-Probe auf „Klettern“, Check, geschafft
b) Alrik der Magier will einen Flim-Flam wirken, 3W20-Probe auf „Flim-Flam“, Check, geschafft, AsP abziehen
c) Alrik der Schmied will einen Dolch schmieden, 3W20-Probe auf „Schmieden“, Check, geschafft
d) Alrik der Geweihte will um einen göttlichen Blendstrahl bitten, 3W20-Probe auf „Blendstrahl erbitten“, Check, geschafft, KaP abziehen

Wirkt irgendwie alles gleich. Eingängig. Isses aber INGAME nicht !!!

INGAME – Der Fluff

a) Ich spanne meine Muskeln an, knacke mit den Fingergelenken und setze vorsichtig und mit Bedacht einen Fuß vor den anderen, immer höher, meine Finger krallen sich in Mauervorsprünge und Wurzelwerk. Dann bin ich oben auf der Mauerkrone …
b) Ich konzentriere mich auf die Formel, murmel ein paar Worte in meinen Bart und vollführe die benötigte Geste, die Luft knistert ein wenig und dann erscheint auf meiner Handfläche der kleine, leuchtende Ball …
c) Ich heize die Esse an und stelle mir alle Werkzeuge bereit, mit Schweiß und Ruß im Gesicht, auf Händen und nacktem Oberkörper bearbeite ich das Eisen auf dem Amboss. Langsam kommt das Metall in Form, den glühenden Stahl kühle ich im Wassereimer und fertig ist die Klinge …
d) Ich stelle Kerzen auf und lege mein „Praios-sei-mein-Hirte“-Gewand an, wälze mich zuckend auf dem Boden, atme Weihrauch und andere Esseenzen ein, während der Gospel-Chor im Hintergrund gebetsmühlenartig immer wieder „Praios, wir loben Dich“ in A-Dur singt. Ich fühle, wie mich die Kräfte des Gottes – meines Gottes – durchströmen, wie er mir seine Kraft und Macht schenkt, ich fühle mich glücklich und meinem Gott nahe … und BUMMS, Blendstrahl !!!

Na bitte, geht doch !!!

Man sollte halt immer zwischen den REGELN und dem SPIEL unterscheiden. Scheint aber für manche echt schwierig zu sein.

Wunschzettel für DSA5 (Teil 1): Lieber DSA-Nikolaus, ich wünsche mir in Bezug auf Magie- und Liturgien-Regeln, dass diese vereinfacht und vor allem vereinheitlicht werden (mit Ruck in Richtung Magie-REGELN), dass ein Stufe-1-Geweihter vernünftig in einer HELDENgruppe spielbar und nicht nur „stimmungsvolle Fluff-Staffage“ ist, sondern auch im Abenteuer was anderes zustande bringt, als Gräber, Kinder oder Waffen segnen, dass die Regeln so einfach aufgebaut werden, dass man Zauberkundige und Geweihte spielen kann, ohne eine Doktorarbeit in DSA lesen zu müssen aber dennoch so modular/optional erweitert werden können, dass Fluff-Spieler auf ihre Kosten kommen, indem sie genau diese Doktorarbeit lesen und spielen können.

Ach ja – ich glaube NICHT, dass Geweihte mit einer Vereinheitlichung der REGELN zu Karma-Zauberern werden. REGELN und SPIELGEFÜHL sind immer noch zwei Paar Schuhe.

Genug für heute. Bis zum nächsten Mal!