3. Februar 2016

2 Jahre Splittermond – ein Fazit

Von Micha

splittermond_jenseits_der_grenzen

Wenn Anfang März die 3. HeinzCon in Norddeich ansteht, habe ich mein erstes Splittermond-Buch ziemlich genau zwei Jahre. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Forums-Kollege Wolfhunter „Die Welt von Splittermond“ auf der Fahrt eingehend und freudig überrascht studierte und kommentierte. Zwei Jahre sind also seit der ersten „richtigen“ Publikation (ich lasse Schnellstarter & Co. mal außen vor) vergangen und ich werde versuchen, ein Fazit zu ziehen.

 

In diesen zwei Jahren ist viel Wasser in die Kristallsee geflossen … das Grundregelwerk ist erschienen und wird nicht nur als PDF kostenlos der Community zur Verfügung gestellt, sondern hat auch erst jüngst die erste Errata-Schönheits-OP erfahren. Die Ergänzungen/Korrekturen sind bereits im aktuellen PDF eingearbeitet, für die Buch-Besitzer gibt’s ein Merkblatt mit allen Änderungen zum Einlegen. Dazu kommt nun auch der „kleine Bruder“ des GRW, nämlich die schicke Taschenbuch-Ausgabe in A5 mit schon enthaltenen Errata. Bei diesem Werk war ich skeptisch ob der Lesbarkeit, aber ich konnte vergangenen Freitag in der Splittermond-Runde mal durchblättern und bin einigermaßen begeistert – klein und handlich. Schön.

 

Als Ergänzungsbände sind mittlerweile das schon erwähnte „Welt-Buch“, der Ausrüstungs-Band „Mondstahlklingen“ und das Viecher-Buch „Bestien & Ungeheuer“ erhältlich, alles kann, nix muss. Ok, das Weltbuch ist schon ein Muss, wenn man spielleiten möchten, aber ich habe immer noch das Gefühl, dass Splittermond auch sehr gut ohne Zusatzbände funktioniert – zumindest auf Spieler-Seite, denn im Gegensatz zu Germany’s First Top RPG (das mit dem dunkel gefärbten Seh-Organ), bei dem ich mir immer alles habe kaufen müssen, um nicht das Gefühl zu haben, nicht auf dem aktuellen Stand zu sein, kommt Splittermond vom Gefühl viel lockerer daher. Es ist auch nicht alles so klein-klein wie beim Wettbewerber um die Rollenspieler-Gunst. A propos, es gibt ja weiterhin noch einen tollen Sichtschirm mit Meisterpersonenbuch (übrigens auch separat gegen Unkostenbeitrag downloadbar ist), die Regionalbeschreibung der „Arwinger Mark“ (ebenfalls kostenlos zum Download), einige Abenteuer und Tools, wie Marker, Tickleisten-Set, Zustandskarten sowie ein paar Zinn-Miniaturen. Und es gibt eine Einsteigerbox in fluffiger Größe mit abgespeckten Regeln und einigen Goodies. Hah, genau das richtige, um neue Spieler zu infizieren.

 

Splittermond ist voll im flow, wenn ich das mal durch die Blume sagen darf. Der geplante Ausstoß an Abenteuern, Ergänzungs- und Regionalbänden scheint sich 2016 noch zu erhöhen und immer wieder stellt sich bei mir das Gefühl ein, ich MUSS das nicht alles haben, um spielen oder spielleiten zu können. Kann … muss nicht. Oh wie schön ist Rollenspiel.

Irgendwie macht der Uhrwerk-Verlag alles richtig. Menge an Ausstoß der Publikationen und deren Mischung, Kommunikation mit den Fans und sogar in gewissem Maße deren Beteiligung, News, Con-Präsenz, Stammtisch in einer Pizzeria, in der ich eine der besten Sardellen-Pizzas ever ever gegessen habe, und und und.

 

Seit April 2015 spiele ich auch regelmäßig alle 14 Tage Splittermond, und wir sind in Ländereien unterwegs, die eben noch nicht klein-klein beschrieben wurden, sondern nur auf wenigen Seiten im Welt-Buch vorgestellt werden. Oh mein Gott, ich spiele jetzt über 25 Jahre Rollenspiel (und zu gefühlten 90% das System mit dem dunkel gefärbtem Seh-Organ), und ich fühle mich, als wäre ich wieder in der Pionierzeit dieses Systems, als eben noch nicht alles bis zur kleinsten Milchkanne und dem hohlen Baum am Dorfrand beschrieben war. Die Unschärfe der Beschreibungen bei Splittermond, der Blick durch die Lupe auf einen Aspekt, der die Ränder drumherum verschwimmen lässt … das ist das, was Fantasie und Entdeckungs-Spaß vorantreibt. Und ja, Splittermond hat Menschen/Elfen/Zwerge/Orks, aber eben nicht die Nullachtfuffzehn-EDO’s, sondern Rassen, die einfach Spaß machen, mit denen Kombinationen möglich sind, die ich einfach cool finde (ich sage nur Seefahrer-Zwerge oder Philosophen-Varge). Dazu ein System, das eingängig ist, und nicht bei profanen Proben/Zauberproben/Götterwirken-Proben jeweils unterschiedliche Mechanismen einsetzt. Ein Kampfsystem, bei dem mir Kämpfe zum ersten Mal seit 2003 wieder richtig richtig Spaß machen. Selbst dann, wenn ich nix reißen kann und die Hucke voll bekomme.

 

tickleisteIch gebe zu, das Tick-System ist sehr gewöhnungsbedürftig. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich das durchschaut habe. Und ich kann Leute verstehen, denen das nicht gefällt. Echt jetzt. Mit gefällt ja auch das Kampfsystem von zB Pathfinder oder StarWars nicht. Das hat für mich mehr so einen Tabletop-Charakter. Bei Splittermond laufen wir alle mit den Gegnern lustig eine Tick-Leiste entlang, das finde ich sehr übersichtlich. Aber, und das meine ich jetzt noch mal ganz ernst, Geschmacksache. Wirklich gewöhnungsbedürftig.

 

Gestern Abend ist mir noch was aufgefallen. Ich benötige zum Steigern meines Charakters keinen Taschenrechner mehr und erst recht nicht ein Generierungstool. Alles ist schön übersichtlich und eingängig. Passt auf eine Postkarte und ist immer noch gut lesbar. Egal, ob Attribute, Fertigkeiten, Zauber oder Meisterschaften, alles ist logisch und fußt auf der Zahlenfolge (1/3/)6/9/12/15. Kann man sich merken.

 

Natürlich kann man hergehen und sagen „Pshaw! Nix wirklich innovatives. Alles schon mal dagewesen. Und der Quoten-Furry ist auch dabei. Stargates? Kenn’ wir alles schon…“

Das erinnert mich so sehr an die Anfänge von DSA4 (Shit, jetzt hab ich das Wort DOCH gesagt!). Als damals ein Kauf-System zur Charakter-Erstellung eingeführt wurde, war der Unmut groß, denn das war ja von was weiß ich wem (vor allem GUPRS) „geklaut“. Ein Redakteur sagte mir damals: „Besser gut inspiriert und umgesetzt, als schlecht selbst ausgedacht“. Und wirklich, kann das Rad im Rollenspiel-Design immer wieder neu erfunden werden? Glaub ich nicht. Alles war irgendwie schon mal da. Egal ob System oder Setting oder spielbare Völker oder bespielbare Ländereien. Das wichtigste ist doch, dass das Spiel Spaß macht. Es ist schließlich eine freiwillige Freizeitbeschäftigung, oder?

 

Fazit? Mir gefällt Splittermond. Ich spiele dieses System so was von gerne, es macht einen Riesenspaß und ist in meinen Augen völlig unkompliziert, wenn man sich mal ein wenig damit beschäftigt hat. Wenn mich einer fragen würde, was ich einem Einsteiger empfehlen würde … Splittermond. Dazu braucht’s keinen lorakischen Dr. Aventuria. Und wenn mich einer fragt, was ich mal gerne spielen möchte? FATE. Aber das ist ein anderes Thema.

splittermond_zierleiste_1

Das „Splittermond News“-Beitragsbild wurde erstellt aus dem Cover des Hintergrundband „Mondstahlklingen“, (c) Uhrwerk-Verlag (http://www.uhrwerk-verlag.de), Künstler: Florian Stitz (http://www.florianstitz.de).