1. Juli 2016

Meine Cthulhu-Runde – Tag 04

Von Micha

Was bisher geschah …

Zusammenfassung Tag 01
Zusammenfassung Tag 02
Zusammenfassung Tag 03

 

Vorspann – die Protagonisten

Ewald Klees – der Ingenieur baut eine Bombe

Friedrich Römer – der Pfarrer hortet blasphemische Bücher

Tristan von Schwarzberg – der Gentleman will ein Auto kaufen

Agnes Obel – die Biologin macht nix und trinkt ‚nen Piccolo im Gasthaus

Helene Charlotte Borer-Linke – trinkt mit

Der Spielleiter – vergisst dauernd Stabilitäts-Proben

 

 

Und es ging weiter …

 

Nach der Lektüre des Tagebuchs seines zu Tode gekommenen Kollegen beschloss Pfarrer Römer, seine Koffer zu packen und abzureisen. Herr von Schwarzberg konnte ihn aber dahingehend überzeugen, sich notfalls am nächsten Morgen das Auto des Apothekers auszuleihen oder anzumieten, um damit den nächsten Ort zu erreichen.

 

In der Teufelsschlucht verfiel Frau Borer-Linke in einen merkwürdigen Trance-Zustand, während Herr Klees das Gewehr von Martin Kogler an sich nahm. Ein Rascheln im Gebüsch erregte seine Aufmerksamkeit, aber es war lediglich Professor Beinlein, der ängstlich mit seinem Schmetterlingsnetz „bewaffnet“ aus dem Blattwerk kroch. Beinlein gab an, einen Schwarzwälder Nachtuhu gesucht zu haben, was Herrn Klees mit einem Blick auf das Schmetterlingsnetz doch sehr irritierte. Schließlich knickte Professor Beinlein ein und zog Herrn Klees ins Vertrauen: er hieß gar nicht Beinlein, sondern war Dr. Dr. Sauerkopf aus Königsberg, jene Person, die im Streit mit dem verstorbenen Siegfried Lohmann lag und den Inspektor Prebichl als Mordbuben in Verdacht hatte. Herr Klees unterdrückte seinen aufkommenden Zorn und hörte sich an, was der Dr. Dr. zu sagen hatte. Dieser gab an, einem Geheimnis auf der Spur zu sein, vermutlich jenes, das Siegfried Lohmann das Leben gekostet hatte. Das Geheimnis würde mit dem örtlichen Gesangverein zusammenhängen und ihm, Dr. Dr. Sauerkopf, würde nur noch ein kleines Puzzlestück zur Beweisführung fehlen. Er bat Herrn Klees um wenige Stunden Geduld und versprach, am nächsten Tag beim Frühstück im Gasthaus alle Karten auf den Tisch zu legen. Mit dieser Zusage kehrten Dr. Dr. Sauerkopf, Herr Klees und Frau Borer-Linke nach Petersdorf zurück, das Gewehr von Martin Kogler behielt Herr Klees.

 

Während Herr Klees Pfarrer Römer und Herrn von Schwarzberg die Neuigkeiten berichtete, gingen die beiden Damen und Dr. Dr. Sauerkopf zu Bett. Aber der Dr. Dr. erschien am nächsten Tag nicht wie abgesprochen zum Frühstück, die Wirtsleute teilten auf Nachfrage mit, er sei noch in der Nacht abgereist. Zwei nette Herren vom Gesangverein sollen ihn kutschiert haben, und er habe auch wirklich krank ausgesehen, so glasige Augen hätte er gehabt und so teilnahmslos sei er gewesen, bestimmt eine Art von schrecklichem Fieber. Damit war den Damen und Herren klar, dass der Gesangverein wohl die Wurzel allen Übels in diesem Ort sein dürfte – das Tagebuch des verstorbenen Pfarrers und die Entführung des Dr. Dr. machten diesen Umstand mehr als deutlich.

 

Die Wirtsleute erzählten den Herrschaften weiterhin, dass am Abend eine große Gesangsveranstaltung des Vereins anstand, bei der sich das gesamte Dorf inklusive Kindern, Alten und sogar Kranken auf der großen Festwiese hinter der Schule versammeln würde, um den Melodien des Gesangvereins zu lauschen. Es kam den Herrschaften vor, als sei dies eine Art Pflichtveranstaltung. Und so fassten sie einen Plan…

 

Während sich die Damen im Wirtshaus mit Schnittchen und Piccolo-Sekt verwöhnen ließen, suchten die Herren zunächst den Apotheker Adolf Brinkmann auf. Zum einen, weil Herr Klees Utensilien für eine Bastelarbeit benötigte, zum anderen, weil Herr von Schwarzberg und Pfarrer Römer ja das Automobil mieten wollten. Doch Herr Brinkmann ließ sich weder auf Miet- noch auf Kaufgesuche ein, wies aber im Gespräch allerdings nochmals darauf hin, dass die Dorfbewohner wohl „recht komische Leute“ seien. Die Herrschaften begaben sich anschließend zum Laden von Eberhard Sattler, um noch weitere Utensilien zu kaufen. Herr Sattler war damit beschäftigt, im Auftrag des Gesangvereins Fackeln herzustellen, seiner Aussage nach für die Veranstaltung am Abend. Nach dem Einkauf wollte Herr Klees mit seiner Bastelarbeit beginnen, benötigte dafür aber einen Ofen. Da das Ehepaar Kogler am letzten Tag beziehungsweise in der letzten Nacht verschieden war und deren Haus nun quasi leer stand, entschlossen sich die Herren, die koglerische Küche zu benutzen. Herr Klees begann mit seiner Arbeit und Herr von Schwarzberg und Pfarrer Römer suchten Gustav Zeidler, den Chorleiter des Gesangvereins, in dessen Wohnhaus auf.

 

Gustav Zeidler empfing die Herren sehr freundlich in seinem Besuchszimmer und beantwortete ebenso freundlich alle Fragen. Selbst auf die Frage von Pfarrer Römer, warum sich in dem Zimmer leere Regale befanden, wusste Herr Zeidler eine Antwort: der Gesangverein plane eine Deutschland-Tournee und die leeren Regale seien schon mal aufgestellt worden, um hier demnächst die Mitbringsel der Tour zu präsentieren. Herr von Schwarzberg simulierte ein dringendes Bedürfnis und versuchte auf dem Weg zur bzw. von der Toilette im Hinterhof einen Blick ins Arbeitszimmer von Herrn Zeidler zu erhaschen – aber auch hier sah er neben einem Schreibtisch nur leere Regale.

 

Herr Zeidler wies auch noch mal auf die bevorstehende Gesangsveranstaltung hin und zeigte sich erstaunt, dass die Herrschaften von den Fackeln wussten. Er nahm gerne den Vorschlag an, statt Fackeln ein Lagerfeuer anzuzünden und lehnte im Gegenzug Pfarrer Römers Vorschlag, in einem der Regale schon mal die Kuckucksuhr von Kaspar Hundschlager (aus Siegfried Lohmanns Nachlass) zu platzieren, ab. Auf Musikstücke von Gotthold Fischbach angesprochen teilte der Chorleiter den Herren mit, dass er den Komponisten nicht kenne. Die Herrschaften fanden weiterhin heraus, dass Herr Zeidler allein lebte und die verstorbene Marie Kogler hin und wieder zum Putzen und Kochen vorbei gekommen war. Zum Abschied schenkte Herr Zeidler Herrn von Schwarzberg noch einen der hässlichen Gartenzwerge aus dem Vorgarten, von ihm selbst geschnitzt, wie er versicherte.

 

Herr Klees hatte in der Zwischenzeit in der koglerschen Küche mit Verwendung eines gefundenen Messing-Kochtopfes eine Napalm-Bombe zusammengemixt. Diese sollte dann beim Konzert gezündet werden und den Gesangverein ins Jenseits blasen.

 

Pfarrer Römer und Herr von Schwarzberg suchten nochmals Eberhard Sattler auf, der immer noch mit der Fackelherstellung beschäftigt war. Und das, obwohl er bereits wusste, dass Gustav Zeidler anstelle von Fackeln ein Lagerfeuer anfachen wollte. Herr Sattler erklärte den Herrschaften, dass er die Fackeln auf Vorrat fertigen würde. Pfarrer Römer hatte die Idee, doch mal mit Frau Sattler zu sprechen, die Herr Sattler auch gleich herbeizitierte. Elsbeth Sattler machte einen freundlichen, aber leicht eingeschüchterten Eindruck und wehrte sich vehement gegen die Vorstellung, im Haus von Herrn Zeidler zu arbeiten – sie hatte offensichtlich Angst vor dem Chorleiter.

Die Herren kauften sich anschließend noch drei Holzfälleräxte, holten dann Herrn Klees samt Bombe ab und gesellten sich wieder zu den angeschickerten Damen im Gasthaus, um später gemeinsam zum Liederabend zu gehen.

 

Am Abend strebten alle Dorfbewohner der Festwiese zu, die Herrschaften folgten (mitsamt Bombe und Äxten). Wie versprochen hatte Eberhard Sattler für zwei Lagerfeuer gesorgt, die Dorfbewohner stellten sich auf (Kinder nach vorne) und die Gesangvereinmitglieder betraten die Wiese. Das Repertoire beinhaltete Klassiker wie „Mein Vater war ein Wandersmann“ oder „Hoch auf dem Gelben Wagen“, aktuelles Liedgut wie „Ich wollt ich wär ein Huhn“ oder „Veronika der Lenz ist da“ bis hin zu außergewöhnlich modernen Liedern wie „Orientierungslos durch die Nacht“ von den H.Fischer-Chören. Die Dorfbewohner folgten den Liedern völlig regungslos und ohne Mimik und brachen am Schluss jeder Darbietung in frenetischen Jubel aus, um kurz darauf beim nächsten Lied wieder in Regungslosigkeit zu verharren. Aufgrund der Anwesenheit von Frauen, Kindern und Alten hielt sich Herr Klees mit dem Werfen der Bombe zurück. Zwischenzeitlich hatten die Herren noch den Plan, mit der Bombe das Spritzenhaus abzufackeln, der aber schnell wieder verworfen wurde.

 

Da nun das ganze Dorf auf der Festwiese versammelt und der Ort somit „ausgestorben“ war, kamen die Herren auf die Idee, der Apotheke, der Stube des Amtmanns und dem Haus von Gustav Zeidler einen Besuch abzustatten. Pfarrer Römer begab sich zum Haus des Chorleiters, um die dortigen Zimmer zu durchsuchen.  Im Arbeitszimmer fand er einen halbfertigen Brief verstörenden Inhalts:

 

Gustav Zeidler schrieb im Namen eines „Tsorgha Llothoth“ an nicht näher bezeichnete „Brüder“, dass er zufrieden mit der „Behandlung des neugierigen Sachsen“ sei und dass sie „das Mädchen“ weiter im Auge behalten und am Leben lassen sollen, solange es sein Gedächtnis nicht wiederbekommen habe. Ohne Zweifel ein Hinweis auf Siegfried und Grethe Lohmann! Dann schrieb Zeidler von „neuen, fremden Schnüfflern“ um die er sich aber nach dem „Fest des Großen Liedes“ kümmern wolle. Pfarrer Römer vermutete, dass mit den „Schnüfflern“ er und seine Begleitung gemeint seien und dass „das Fest des Großen Liedes“ sicherlich nicht die momentan laufende Veranstaltung auf der Festwiese sein konnte.

 

Im Keller des Hauses fand der Pfarrer neben verschiedenen Lebensmitteln und Krimskrams auch das Schmetterlingsnetz von Dr. Dr. Sauerkopf und dessen Koffer. Wurden die Gegenstände einfach nur entsorgt oder gelagert? Lebte der Dr. Dr. eventuell noch?

 

Danach begab sich der Pfarrer ins Obergeschoß. Hier befanden sich Gästezimmer mit Betten, über denen jeweils ein Frühstücksbrettchen mit dem Sinnspruch „ Unter der Macht der Musik ist der Mensch zu höchstem fähig. Aber ein falscher Ton kann zwischen Genie und Wahnsinn entscheiden.“ befestigt war. Pfarrer Römer nahm eines der Brettchen von der Wand und stellte fest, dass auch auf der Rückseite ein Spruch eingraviert war: „Erinnert euch, was in Hameln geschah!“. Hameln? Da war doch was? Ratten? Musik? Pfarrer Römer geriet ins Grübeln.

 

Herr Klees begab sich indessen zur Amtsstube, um dort den Schlüsselbund mit den Schlüsseln zum Spritzenhaus und zur Kirche an sich zu nehmen, während Herr von Schwarzberg feststellen musste, dass der Apotheker nicht in seinem Laden war. Das Automobil war auch nirgendwo zu sehen und bei der Gesangsveranstaltung war Herr Brinkmann auch nicht gewesen. Die beiden Herren trafen sich auf dem Marktplatz und eilten gemeinsam zum Haus von Gustav Zeidler.

 

Pfarrer Römer durchsuchte weiter das Haus und fand im Obergeschoss einen Raum mit einem Klavier und darauf Notenblätter von Gotthold Fischbach. Dabei wollte Herr Zeidler den Komponisten ja eigentlich gar nicht gekannt haben. Eine Taste des Klaviers sah abgenutzter aus als die übrigen, und beim Betätigen der Taste öffnete sich eine Geheimtür, hinter der ein Regal mit Dokumenten zum Vorschein kam. Der Pfarrer begutachtete die zum Teil sehr alten Schriftstücke und wurde sehr nachdenklich aufgrund der blasphemischen Texte, die dort zu lesen waren.

 

Da war vom Kult des „Goldmanns von Thsorgha Llothoth“ die Rede, einem dämonischen Idol aus dem Osten, der seine Anhänger mit unheiliger Musik erfüllt, und von der Inquisition, die den Kult im Jahre 1632 in Wien zerschlagen haben soll. Und scheinbar war eines der Werke wohl auf Menschenhaut geschrieben …

 

Nachdem Pfarrer Römer die Dokumente studiert hatte, erregte ein Schrank seine Aufmerksamkeit. Dieser Schrank war ohne ersichtlichen Grund vor ein Fenster geschoben worden. Der Pfarrer schob ihn zur Seite, blickte hinunter in den Vorgarten mit den hässlichen Gartenzwergen, und schob den Schrank wieder zurück. Wenige Herzschläge später hörte er Schritte im Haus, er packte die mitgenomme Axt und erwartete die Gegner.

 

Als sich Herr von Schwarzberg und Herr Klees dem Haus von Gustav Zeidler näherten, bemerkten sie, dass im Obergeschoss ein Schrank vor ein Fenster zum Vorgarten geschoben wurde. Scheinbar war doch jemand im Haus! Sie nahmen ihre Waffen (die Holzfälleraxt und das Gewehr von Martin Kogler) und betraten vorsichtig das Haus.

 

Nachdem alle drei Herren einigen Minuten lauernd umeinander herumgeschlichen waren, stellten alle drei fest, wer denn da wen für einen potentiellen Angreifer gehalten hatte. Pfarrer Römer erzählte von seinen Entdeckungen und die Herren machten sich aus dem Staub, da die Veranstaltung auf der Festwiese dem Ende zu ging. Im Dorf trafen sich die Herren wieder mit den Damen und gemeinsam betraten sie das Gasthaus zum Abendessen. Hier war auch Wachtmeister Dimpflmoser anwesend, und Pfarrer Römer kam mit ihm ins Gespräch. Dabei erfuhr der Pfarrer, dass der Wachtmeister großes Interesse an Vögeln hatte und auch gerne den Tierchen in der freien Natur nachstellte. Durch einen Trick („Achtung, da fliegt eine Nachtigall!“) lenkte der Pfarrer den Wachtmeister ab, der auf der Suche nach der vermeintlichen Nachtigall kurz das Gasthaus verließ. Draußen suchte der Wachtmeister nach dem Vogel, fand aber keinen, und auch ein zufällig vorbeikommender Nachbar, Herr Lienkämper aus dem Haus gegenüber, hatte das Tier nicht gesehen.

Der Pfarrer nutze allerdings die Gelegenheit, den liegegelassenen Dienstrevolver des Wachtmeisters um die Munition zu erleichtern, die er dann an Herrn von Schwarzberg weitergab, der ja auch einen Revolver, aber keine Patronen hatte.

 

Später des Abends fassten die Herrschaften den Entschluss, aufgrund der potentiellen Bedrohung durch die Sangesbrüder die Nacht in der Kirche zu verbringen, Herr Klees hatte ja den Schlüssel.

 

In Ruhe gingen die Damen und Herren dann in der von innen verriegelten und verrammelten Kirche alle neuen Erkenntnisse durch und kamen zu dem Schluss, dass die dämonenanbetenden Vorfahren der Sangesbrüder wohl einst „aus dem Osten“ und „über die Donau“ nach Wien kamen, durch die Inquisition von dort vertrieben wurden und seitdem im Schwarzwald ihr Unwesen treiben. Dazu konnte Herr von Schwarzberg Texte aus der Hinterlassenschaft von Gotthold Fischbach als „slawisch“ identifizieren. Aber wie könnte man sich gegen solche Leute behaupten?

 

 

 

 

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Vielen Dank an meine Mitspieler von den Traumjägern (http://www.die-traumjaeger.de).

Spieler:  Jessica K. , Marcel H. , Jens P. , Michael V. , Florian W.